„Man ist halt Hackfleisch“, hat eine Führungskräftetrainerin früher zu mir gesagt. Die Erklärung ging wie folgt: Am Anfang kommt man frisch aus dem Drehwolf, ist noch zart, rosa und formbar. Das muss die Führungskraft sich erstmal eingestehen, dass sie am Anfang in ihrer Rolle so dasteht. Im Endeffekt kann sie nichts.
Dann wird die eigene Person mit den ersten Führungserfahrungen als Zutaten mal so richtig schön durchgeknetet und in Form gebracht: Ich als Führungskraft darf mich erstmal mit mir selbst rumschlagen. Ich muss zuallererst zulassen, wer ich selbst bin, mit mir selbst in Verbindung bleiben, mich für meine Art der Führung in der aktuellen Situation entscheiden und mir erlauben, damit in Führung zu gehen. Dann wollen natürlich auch die Mitmenschen, Teams und Gruppen, für welche ich wirksam werden möchte, von mir gehört werden und mit mir arbeiten. Zu guter Letzt muss sich die Führungskraft auch noch in der Gesamtorganisation um die Legitimation kümmern, die Veränderungen, die angestoßen werden, weitertreiben zu dürfen. Das Grillgut ist angerichtet!
Jetzt geht es in die heiße Phase: früher oder später wird einer Führungskraft so richtig Feuer unter dem Fleisch gemacht. Dann wirst du halt erstmal gegrillt und aus rosa und zart wird außen erstmal grau und cross. Aber Vorsicht – lass dich nicht zu lange grillen! Ansonsten bleibt es im Innern nicht schön rosa und du wirst zur zähen Schuhsole!
Zum richtigen Zeitpunkt muss alles runter vom Grill und endlich winkt die schmackhafte Phase zwischen den anderen leckeren Zutaten – zum Beispiel zwischen Product Owner und Team: dort wo ein ScrumMaster eben hingehört. Es folgt: Die Krönung, denn nun wird geliefert und serviert. Hoffentlich schmeckt‘s!?
Was auf eine Führungskraft so alles zukommt, erfährt in Scrum die Person, welche die Rolle des ScrumMaster einnimmt. ScrumMaster sind Führungskräfte.
Die Herausforderung des Führens in Scrum
Führen ist keine leichte Herausforderung, aber mithilfe von Scrum sicher eine der schönsten – ganz ohne Hackfleisch! Als ScrumMaster glauben wir an Agilität und warum nur diese im Kontext von komplexen Vorhaben zum Erfolg führen kann. Dabei vertrauen wir bei borisgloger darauf, dass wir in unserer Rolle wirksam werden können, wenn wir die im Folgenden kurz beschriebenen Kernbestandteile der ScrumMaster-Rolle (SM) berücksichtigen:
1. Change Agent
SM sehen Veränderungen als Chance, die Systeme, in welchen sie agieren, positiv zu irritieren. Positive Irritationen versetzen Systeme in die Lage, sich selbst zu betrachten, die eigene Ausrichtung zu justieren und das Wirkpotential noch besser entfalten zu können. In einer lebenswilligen Organisation schaffen es SM, für Veränderungen einzustehen und diese beherzt anzugehen. Act for change!
2. Leader:in
Als SM schütze ich mein Team, indem ich Gefahren und Störungen von außen frühzeitig erkenne und abwehre. Ich stelle dadurch eine Fokusfähigkeit her, damit sich das Team voll auf die Lieferung konzentrieren kann. Durch meine Inspirations- und Orientierungsgabe gehe ich als Guide gemeinsam mit dem Team den Weg.
3. Manager:in
Beim Managen geht es dem SM darum, die richtigen Rahmenbedingungen herzustellen und aufrecht zu erhalten, damit die reflexiven Prozesse von Scrum ablaufen können. (Achtung: ein Manager kümmert sich nicht um Zahlen, Daten, Fakten wie bspw. das Burndown-Chart – diese sind vom Team selbst zu erbringen)
4. Trainer:in
Die SM kann Anleiten und das Team (PO, Dev) sowie gegebenenfalls auch außenstehende Personen in der Organisation enablen, Agilität zu verstehen und Scrum korrekt anzuwenden.
5. TeamCoach
Als SM owne ich die Produktivität des Teams. Ergebnis meines TeamCoachings ist ein produktiveres Team, welches mit Spaß an der Arbeit ganzheitliche Lieferungen herstellt und wichtig: dabei schneller wird, also die Produktivität erhöht!
6. Facilitator
Meetings und Artefakte werden von SM geleitet und moderiert. Dabei geht es insbesondere auch um Achtsamkeit, um allen Beteiligten den Raum zu bieten, sich als der Mensch, der sie sind, entfalten zu können – und den Lauten wie den Leisen einen guten Dienst beim Erarbeiten von Lösungen zu erweisen.